Auf den Distanzsport aufmerksam wurde ich erst 2014 durch eine gute Freundin, die damals für die Maaswaldtour trainierte und mir auf einem Ausritt sehr viel über Distanzreiten erzählte und, dass das bestimmt auch was für uns wäre. Leider musste ihr Pony nach der erfolgreichen Maaswaldtour seine Distanzkarriere beenden, was für uns jedoch den großen Vorteil hatte, eine distanzerfahrene Fahrerin und Trosserin für unsere ersten Distanzritte an unserer Seite zu haben. So lief das Pony 2015 seine erste richtige Distanzsaison und ich machte immerhin schonmal den Hängerführerschein, obwohl ich damals weder Hänger noch Zugfahrzeug besaß. Als ich das erste Mal von der Heidedistanz las, dachte ich sofort, „was für ein genialer Ritt muss das sein“, und las die Homepage und einige Rittberichte rauf und runter. Dass ich mit „dem Hafi“ mal einen Hundertmeiler nennen würde, hielt ich damals für ausgeschlossen. Dennoch stand fortan die Heidedistanz auf meiner „das möchte ich unbedingt mal gemacht haben“-Liste. Und so war ich Ende 2015 doch der Annahme, dass es durchaus realistisch sei, dass wir 82, oder wohlmöglich sogar 100, Kilometer im „platten Land“ tatsächlich gut schaffen könnten. So kam 2016, dann die Ausschreibung für die Heidedistanz, ich nannte kurz darauf und stand ganz oben auf der Starterliste. Und dann kam alles anders, als bei uns EHV am Stall ausbrach und wir insgesamt etwa vier Monate unter Quarantäne standen. Auch vor meinem Pony machte die Krankheit nicht Halt und jegliche Distanzpläne und -träume waren vorerst abgehakt. Ob mein Pony je wieder distanzfit würde, war lange fraglich. Dennoch war der Heideurlaub ja bereits geplant, so fuhr ich letztes Jahr mit meinem Freund (der mit Pferden eigentlich gar nichts am Hut hat) als Helfer zur Heide. Und ich war begeistert, wie nett man als „Neuling“ dort in die langjährige Heidegemeinschaft aufgenommen wird und wir hatten ein wirklich tolles Wochenende. Obgleich auch ich mich im Nachtstop bei Kilometer 35 nicht nur einmal gefragt habe, was ich hier eigentlich mache.. es war kalt, wir waren müde und das Starterfeld zoooog sich bereits dort, sodass die Wartezeiten teilweise sehr lang waren. Hier hatte ich durchaus zwischendurch mal den Gedanken, dass ich vielleicht doch keine Heide reiten möchte. Doch mit dem Sonnenaufgang kam all die Motivation zurück und so kam der Frühstücksstop, der Nudelstop und zum Schluss sogar noch der Kontrollposten in Dierkshausen. Tolle Verpflegung, gutes Wetter, beste Laune.. bei der Nachuntersuchung war ich dann schon zum Tierarztschreiber „aufgestiegen“, was ich besonders spannend fand. Und spätestens bei der Siegerehrung dachte ich, „doch, ich möchte auf jeden Fall einmal die Heide reiten“. Das Jahr ging ins Land, das Pony durfte wieder laufen und nach unserem ersten Strandurlaub (noch so ein Ding von dieser „Liste“) waren auch die ca. 80kg Übergewicht, die sie aus der Quarantänezeit mitgenommen hatte, endlich wieder abgeschafft. So langsam merkte man einigen Pferden am Stall die Überbleibsel der EHV-Erkrankung, leichte Ataxien, Luftprobleme und Allergien, an. Mein Pony hat glücklicherweise jedoch nur geringfügige Einschränkungen aus der Erkrankung zurückbehalten und so plante ich nach der distanzfreien Saison 2016 wieder in den Distanzsport einzusteigen. Ich traute mich allerdings nicht, die Heide zu nennen, bevor ich nicht wenigstens einen Distanzritt in 2017 in der Wertung beendet hatte und als es endlich soweit war, war die Warteliste für den 82km-Ritt leider bereits eröffnet. Ich überlegte hin und her, ob ich wieder 160km nenne, traute mich aber nicht. So hätte ich bei 82km immerhin die Möglichkeit, nach 51km in der Wertung zu beenden. Also vertraute ich auf mein Wartelistenglück und hatte tatsächlich Glück, bzw. eine gute Fee, denn die liebe Nele entschied, doch noch zwei weitere Starter auf die 82km mitzunehmen. Ganz lieben Dank dafür auch nochmal an dieser Stelle! Meine größte Sorge galt der langen Autofahrt aus dem Rheinland bis in die Heide und zusätzlich musste unser Auto, als wir bereits angehangen und aufgeladen hatten, um uns auf den Weg zu machen, leider nochmal in die Werkstatt. So saß ich Freitag früh am Stall mit einem Kaffee und wusste noch nicht sicher, ob wir überhaupt losfahren könnten. Glücklicherweise konnte die Werkstatt das Problem beheben und so fuhren wir, vier Stunden später als geplant, endlich los in die Heide. Nachdem die letzte Nacht nur 2h lang war, versuchte ich, wenigstens ein wenig Schlaf auf der Fahrt für die kommende Nacht nachzuholen, da ich sowieso zu Problemen mit Übermüdung neige. Es gelang mir nur mäßig. In Feuerschützenbostel angekommen fand ich es sehr hilfreich, dass ich mich dort wegen unser Helfertätigkeit im Vorjahr bereits auskannte. Die nächste Erkenntnis war, auf Grund der Bremsenplage am Startort, dass mein Pony dringend eine passende Fliegendecke benötigt, denn die mitgebrachte war von der Passform doch eher mäßig für eine längere Tragzeit und Bewegung. Der Versuch, vor der Voruntersuchung noch ein Nickerchen zu machen, scheiterte leider an einem sehr mitteilungsbedürftigen Hund, aber der Kaffee am Abend würde es schon richten. Die Voruntersuchung lief bestens und auch der kurze Schauer bei der Vorbesprechung tat der guten Stimmung keinen Abbruch. So verstrich die Zeit bis zum Start wie im Fluge. Da ich mich mit meinem Pony am Start weit hinten einordnen wollte, um mich auf dem Ritt einer eher „gemütlich“ reitenden Gruppe anschließen zu können, habe ich leider wenig von der tollen Startaufstellung der Veranstalter, Helfer und Trosser mitbekommen, die mir aber vom Vorjahr noch gut im Kopf geblieben war. Dafür konnte mein Pony einem sehr sympathischen, aber doch etwas aufgeregten Schimmel erfolgreich als Ruhepol vor dem Start dienen. Ich hörte einen Countdown und schon ging es los. Mein Pony war erfreulich entspannt, ob der Fackeln, ob der Dunkelheit und auch ob des großen Starterfeldes. Nicht, dass ich viel anderes von ihr gewohnt wäre, aber die Erfahrung war doch auch neu für sie und man weiß ja nie. Schnell hatten wir unseren Platz auf der langen Startgeraden hinter dem „kleinen Weihnachtsbaum“ gefunden, der uns sehr gut durch die Dunkelheit geführt hat. Ganz lieben Dank auch an dieser Stelle für die nette Führung durch „HuiBuh“. Ich gebe zu, es hatte ab Start zunächst viel mit darein vertrauen zu tun, dass, wenn man jederzeit die Spur der Pferde vor einem hält, Probleme mit der Bodenbeschaffenheit oder sonstige Hindernisse bereits einem der zwanzig bis dreißig Pferde vor einem aufgefallen wären. Ein paar Gruselgeschichten erheiterten nebenbei die Stimmung und auch der Mond war immer wieder mal zu sehen. Und falls die liebe Besitzerin von „Nuri“ dies liest, du darfst mich gerne mal wegen der Ergebnisliste kontaktieren, über die wir zu der Zeit gesprochen hatten. Insgesamt war es sehr warm in der Nacht, sodass wir bereits vor dem Nachtstop längere Schrittpausen eingelegten. Im Nachtstop angekommen sahen die Tierärzte bereits erste leichte Gangprobleme und rieten mir, zwischendurch doch mal etwas mehr zu galoppieren, um Verspannungen zu vermeiden. Und tatsächlich waren wir bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht galoppiert, obwohl mir selbst bekannt ist, dass regelmäßige Galoppeinlagen meinem Pony sehr gut tun. Also kam ich dem guten Rat der Tierärzte nach, und baute auf der folgenden Strecke immer wieder mal ein Galöppchen ein. Schließlich wollten wir gesund und munter im Ziel ankommen. Mit der Morgendämmerung wurde es tatsächlich noch kälter und fing dann auch noch leicht an zu regnen, sodass es uns durchaus entgegen kam, dass die zweite Pause bereits 16km nach der ersten Pause anstand. Kurz zuvor kamen wir noch an einem einsamen Shetty vorbei, welches zu gerne seine Wiese verlassen hätte, um uns zu folgen und ärgerten uns darüber, dass jemand ein Pony alleine im Wald hält. Auffällig waren allerdings die winzig kleinen Hufspuren auf des Bürgermeisters Radweg, den wir auf gar keinen Fall mit den Pferden betreten durften. Glücklicherweise war jeglicher Rückschluss auf uns Distanzreiter wegen der winzigen Hufgröße direkt auszuschließen. Kurze Zeit später bestätigte sich unser Verdacht, als uns ein Tross-Team der Holländer mit einem Pferdeanhänger im Wald entgegen kam und uns berichtete, dass das zweite Shetty Reitern bis in den zweiten Stop gefolgt war und sie es nun zurück brächten. Auch im zweiten Stop wurden wir wieder hervorragend von der Tierärztin beraten. Da ich in diesem Stop in der Wertung hätte den Ritt beenden können, sprach ich das Thema an und bekam absolut grünes Licht, den Ritt auch bis ins Ziel reiten zu können. Ich war erstaunlich fit und auch das Pony hatte in diesem Stop nur „As“ und „Einsen“ bekommen – die kurzen Galoppreprisen hatten sich also gelohnt. Mit stetig besser werdendem Wetter und Helligkeit, stieg meine Motivation und auch von Müdigkeit war keine Spur mehr. Da ich zunehmend das Gefühl hatte, dass unsere Rittgruppe leider etwas genervt von uns war, traute ich mich 13km vor dem Ziel endlich, den Rest der Strecke alleine weiter zu reiten und habe mal einen Gang zugelegt. Zugegeben, auf dem eher pfadigen Waldstück mit den nassen Wiesenwegen hatte ich kurz Zweifel, ob ich tatsächlich noch auf der richtigen Strecke bin, aber bis zum nächsten Bändchen vertraute ich auf die gpsies-Route und kam auch nicht vom Weg ab. Die Strecke war insgesamt sehr gut markiert und ich kann mich an keine Ecke erinnern, an der es Probleme gab. Man musste einfach nur darauf vertrauen, dass, solange keine neuen Markierungen kommen, man einfach weiter geradeaus reiten muss. Auch die Ampelüberquerung und die Überquerung der Autobahnbrücke der A7 bereiteten uns erwartungsgemäß keinerlei Sorgen. Da wir mal eine etwas unschöne Erfahrung mit einer Autobahnbrücke hatten, freut mich das trotzdem besonders. Auf den letzten Kilometern kam komplett die Sonne raus und es wurde wieder richtig warm. Vor dem Zieleinlauf durfte das Pony sich nochmal eine Runde den Wegesrand entlang snacken und kurze Zeit später sind wir locker flockig ins Frühstücksziel galoppiert. Und dort war trotz der vergleichsweise späten Stunde noch viel Publikum zugegen, die uns einen richtig schönen Empfang bescherten. Das gute Ponytier war bei der ersten Pulsmessung direkt nach Zieleinlauf schon bei einem Puls von 56, so konnte ich die Minuten bis zum Ziel-Vetcheck ganz entspannt nutzen, um das Pony endlich abzusatteln und ein bisschen was gegen den Juckreiz durch Schweiß und die zahlreichen Bremsenstiche zu tun. Und auch den Ziel-Vetcheck bestand das Pony ohne Probleme, nur die Darmgeräusche hätten etwas besser sein können. Aber an diesem Problem zu arbeiten, fällt dem Hafi natürlich nicht schwer – das Nahrungsangebot im Frühstücksstop war für Pferd und Reiter gleichermaßen gut. An dieser Stelle ganz lieben Dank an das Frühstücksstop-Team, die wirklich bis zur allerletzten Gruppe ihr Buffet gepflegt haben. Für mich wurde auch extra nochmal ein Glas selbstgemachte Rhabarbermarmelade geöffnet, lecker! Im Ziel angekommen war ich erstaunt und erfreut zugleich, dass ich am liebsten noch weiter geritten wäre und auch dem Pony noch gut die für die 160er kommenden 18km bis zum 100er-Stop zugetraut hätte. Hätte ich doch die 160km genannt gehabt, wäre ich auf jeden Fall noch weiter geritten. Aber so soll es ja auch sein, „fit to continue“. In sofern war ich sehr glücklich (und bin es immer noch), wie gut wir unseren ersten LDR gemeistert haben. Wir haben uns erstmal eine Weile im Frühstücksstop aufgehalten und dann pünktlich zum nahenden Schlechtwetter unsere Sachen gepackt, um ins Ziel zu fahren. Den ungemütlichen Regen haben wir daher quasi im Trockenen auf der A7 hinter uns gebracht und als wir im 160er Ziel ankamen, hörte es auch schon wieder auf zu regnen. Das Pony bekam einen großzügigen Paddock auf der wirklich seeeehr großzügigen Paddockwiese, die wiederum erfreulich wenig Bremsen beherbergte, und gegen 15 Uhr machten wir uns dann noch schnell auf zum Nudelstop, um zu Mittag zu speisen. Dort trafen wir unsere lieben Distanzfreunde aus der Heimat wieder, die als Helfter im Naturschutzgebiet ausgesetzt waren und daher auch erst spät den Nudelstop erreichten. So wurde es auch am Nudelstop eine sehr gesellige Runde und wir bekamen etwas mehr von den Reitern berichtet, die noch auf der Strecke waren. Und natürlich waren wir pünktlich zu den 160er Zieleinläufen wieder in Brackel – auch immer ein großartiges Erlebnis bei der Heide. Wirklich alle Pferde, die nach 160km ins Ziel kamen, sahen gut aus. Ihr Blick, die Ohren.. und die glücklichen Reiter, das ist sehr schön anzusehen. Mir hatte es als passionierter Ponyreiter Holger-Loki besonders angetan, da hatte ich schon ein bisschen Gänsehaut, aber auch die anderen Pferde hatten natürlich Großes geleistet. Wenn ich mich recht erinnere, gefielen mir die Zielpferde dieses Jahr insgesamt auch nochmal besser als letztes Jahr von ihrer Verfassung, zumindest meiner Einschätzung nach. Beim Abendessen haben wir es so gerade noch geschafft, die letzten Feta-Würfel zu ergattern und es war erstaunlich, mit wievielen Köstlichkeiten Charles immer wieder an den Tischen vorbei kam, sodass man ohne überhaupt nochmal aufstehen zu müssen, immer weiter speisen konnte. Damit auch das Pony ein zünftiges Abendessen bekam, sind wir im Sonnenuntergang noch ein Ründchen grasen gegangen. Und als es dunkel wurde, holte mich die Müdigkeit doch noch ein und diesmal konnte ich auch richtig gut schlafen. Zur Nachuntersuchung wurde es am nächsten Morgen natürlich nochmal spannend, wenngleich ich schon direkt nach dem Aufstehen ein sehr gutes Gefühl hatte, was die Konstitution meines Ponys anging. Da wir auf Grund unserer hohen Startnummer als vorletzte in der Nachuntersuchung dran sein würden, hatten wir viel Zeit, in Ruhe zu frühstücken und dann das Pony spazieren zu führen, was das Pony gleichermaßen als Frühstücksrunde nutzte. Ich weiß nicht, ob überhaupt noch ein Pferd in der Nachuntersuchung ausgeschieden ist, aber zumindest bei den 82ern sind alle Pferde, die erfolgreich ins Ziel gekommen sind, erfreulicherweise auch gut durch die Nachuntersuchung gekommen. Was ich auf der Heide auch besonders schön finde ist, dass wirklich jedem Pferd in der Nachuntersuchung viel Aufmerksamkeit zuteil wird und die Stimmung und Freude im Publikum bei jedem „Daumen hoch“ großartig ist. Gerade das gefällt mir in der Heide auch so gut, das Interesse an jedem einzelnen Teilnehmer – egal ob langjähriger Teilnehmer oder Ersttäter, egal ob schnell oder langsam, groß oder klein, Vollblut oder kein Vollblut usw. Zur Siegerehrung war das Wetter gewohnt sommerlich mit einer großen Portion Sonnenbrandgefahr (an dieser Stelle nochmal ganz lieben Dank für die tollen Cappys) und es wurde, wie immer, ein seeeeehr umfangreicher Gabentisch aufgebaut. Davon war ich letztes Jahr bereits beeindruckt und dieses Jahr gleichermaßen. Und wieder durften sich auch alle Helfer und Trosser etwas vom Gabentisch aussuchen, wobei besondere Helfer nochmal besonders geehrt wurden, so natürlich auch die Kinder. Und dass bei der Heidedistanz auch die Pferde an der Siegerehrung teilnehmen, gefällt mir sehr. Nach der Siegerehrung ging es recht flott, dass alles abgebaut war und sich die Veranstaltung Richtung Heimat auflöste. Auf der Rückfahrt sahen wir erstaunlich viele Polizeifahrzeuge, -kastenwägen und -motorräder, die anscheinend auf der Rückreise vom G20-Gipfel in Hamburg waren. Wir standen zwar ein paar Mal in kleineren Staus, kamen aber insgesamt zum Glück recht gut durch und waren nach etwas über 5h Fahrt wieder in der Heimat, wo das Pony, etwas entrüstet über die lange Fahrt, aber quietschfidel, im gestreckten Trab bis Galopp auf die Weide rannte und erstmal ihre Herde durchzählte, bevor sie wieder reingeflitzt kam, um sich die Zeit zu nehmen, etwas zu trinken. Ein sehr gelungenes Wochenende! In diesem Sinne nochmal (ich wiederhole mich, ich weiß..) ein großes Lob und ganz lieben Dank für diese großartige Veranstaltung, an Karin und Nele, an die Tierärzte, an das Verpflegungsteam, an die Markierreiter, an all die Helfer, an die Sponsoren und die Eigentümer der Start-, Pausen- und Zielorte, an meinen Freund, der mich zum ersten Mal getrosst hat, an meine Mitreiter, die mich über die Strecke begleitet haben und natürlich an mein weltbestes Pony!